Gibt die Gemeinde ihre Montessori-Kita Spatzennest ab? Diese Frage kam mit der Präsentation der Bullerbü Kindertagestätten aus Fürth-Sack und Nürnberg-Tullnau wieder auf die Tagesordnung.
Die geschäftsführende Inhaberin Frau Emmerich stellte mit zwei Kolleginnen ihr Konzept und die beiden Standorte in Fürth-Sack und Nürnberg-Tullnau vor.
Die Unternehmensphilosophie beruht auf dem lebensorientierten Ansatz und deshalb gibt es auch keinen pädagogischen Schwerpunkt auf einen Bildungs- und Erziehungsbereich. Die Kinder können je nach ihren situationsbedingten und individuellen Bedürfnissen ihre eigenen Schwerpunkte setzen. Die Ernährung spielt eine große Rolle und deshalb gibt es in jeder Kita eine Hauswirtschafterin. Außerdem sind die Einrichtungen papierfrei, die Kommunikation erfolgt rein digital.
Dem Gemeinderat wurde ein sehr gutes und durchdachtes Konzept sowie ein engagiertes Team präsentiert. Das Unternehmen wäre auch an einem Kauf der Immobilie interessiert. Die Vorbereitungszeit bei einer eventuellen Übernahme der Trägerschaft wird mit einem Jahr veranschlagt.
Die Bullerbü-Webseite listet folgende Kosten auf: Die Monatsbeiträge für die Kinderkrippe beginnen bei 312 € (bis zu 4 Std/Tag mind.). Die Beiträge für den Kindergarten starten bei 226 € (bis zu 5 Std). Grundverpflegung 30 €, Mittagessen an 5 Tagen kostet 70 €, der Nachmittagssnack 10 €. Dazu kommen bei Vertragsabschluss eine Kaution von 2 Monatsbeiträgen + Essen und eine Anmeldegebühr von 100 €.
Nach Aussage der Geschäftsführerin werden auch in Ammerndorf Beiträge unter 200 € nicht umsetzbar sein.
Wie bereits in der Ausgabe 61 des "Ammerndorfer Hefdlas" dargestellt, bevorzugt die SPD eine weitere Trägerschaft durch die Gemeinde. Mit dem Montessori-Konzept hat die Gemeinde ein Alleinstellungsmerkmal. Für uns stellt die Kita ein kommunalpolitisches Instrument für die Zukunft der Gemeinde dar. Gerade mit Blick auf ein neues Baugebiet - das vielleicht in Zukunft möglich sein könnte - und einem daraus resultierendem Mehrbedarf an Kitaplätzen, behielte die Gemeinde als Trägerin ihre Einflussmöglichkeiten. Wir wollen junge Familien unterstützen und das heißt für uns auch bezahlbare Beiträge bei der Kinderbetreuung. Und gerade hier würde das Angebot von Bullerbü ein noch nie da gewesenes Preisniveau für Ammerndorf bedeuten.
Unabhängig von der Frage ob sich die Gemeinde aus der Trägerschaft zurückziehen soll oder nicht, erstaunt und befremdet uns die Vorgehensweise: Lediglich ein kirchlicher Träger und ein privatwirtschaftlicher Bewerber wurden für eine Präsentation eingeladen. Außerdem gab es bis zum September 2021 keinen Beschluss zur Abgabe der Trägerschaft. Trotzdem wären im Zusammenhang mit einem anderen Tagesordnungspunkt im Prinzip beinahe vollendete Tatsachen geschaffen worden. Und all das findet ohne einen Dialog mit den Eltern und dem Personal statt. Wir finden das mehr als bedauerlich, denn die SPD hat eine andere Vorstellung von Kommunalpolitik und Bürgernähe.
Gerade im vergangenen Jahr gab es für die Kinder viel Unruhe, Ungewohntes und Neues. Endlich kehrt wieder etwas Ruhe ein. Gerade die Kleinen brauchen Beständigkeit. Und nun ein kompletter Umbruch? Was bedeutet das für die Kinder? Das scheint in den Überlegungen leider gar keine Rolle zu spielen.